Hörgeräte mit Sensoren machen das Zuhören leichter

Hörgeräte mit Sensoren machen das Zuhören leichter

Schätzungen zufolge liegen mehr als 70 Prozent der in verkauften Hörgeräte ungenutzt in der Schublade. Einer der Gründe ist der sogenannte „Cocktailparty-Effekt“. Dabei handelt es sich um eine sehr komplexe Hörsituation mit vielen Menschen und ebenso vielen Geräuschquellen. Sprechen viele Menschen auf einmal, dann sind diejenigen, die ein Hörgerät tragen, schnell überfordert und nicht mehr in der Lage, einem bestimmten Gesprächspartner zu folgen. Die Hörgeräte, die aktuell zur Verfügung stehen, können das selektive Hören nur sehr bedingt unterstützen. Hörgeräte mit Sensoren sollen diese Situation jetzt ändern.

Eine Verbindung schaffen

Die klassischen Hörgeräte haben heute bereits Richtmikrofone, die sich aber leider nicht zielgenau auf einen Sprecher ausrichten lassen. Was dazu fehlt, ist die notwendige Rückmeldung des Gehirns. Die zur Verfügung stehenden Geräte sind nicht in der Lage, eine Schnittstelle zwischen dem Gehirn und dem Ohr herzustellen. Dies ist aber notwendig, damit Menschen, die schwer hören können, in der Lage sind, sich auf einen Gesprächspartner zu konzentrieren. Forscher des Fraunhofer-Instituts für Digitale Medientechnologie an der Universität haben nun Hörgeräte mit Sensoren entwickelt. Die Lösung heißt: eine gelungene Kombination aus Elektroenzephalografie oder kurz EEG, einer Elektrostimulation der Hörareale sowie eine Audiosignalverarbeitung. Zusammen übernehmen sie die Verbindung zwischen dem Ohr und dem Gehirn.

So arbeiten Hörgeräte mit Sensoren

Hörgeräte mit Sensoren messen an den -Gehirn-Schnittstellen mithilfe des EEG die Aktivitäten des Gehirns. Mit diesen Daten lässt sich dann feststellen, in welcher Richtung oder auf welchen Gesprächspartner der Schwerhörige seine Aufmerksamkeit richten soll. Diese Information wird danach sofort an das Hörgerät weitergegeben, was dann einen sogenannten Beamformer, eine Art modernes Richtmikrofon, auf den Gesprächspartner ausrichtet. Dieser Beamformer verstärkt das Audiosignal, wie der Träger des Hörgeräts es bevorzugt. Alle anderen Geräuschquellen werden dabei ausgeblendet. Auf diese Weise ist es möglich, sich entspannt auf nur einen Gesprächspartner zu konzentrieren.

Die neuen Modelle

Vorbei sind die Zeiten, in denen Hörgeräte meist klobig und vor allem unübersehbar waren. Die neuen Hörgeräte mit Sensoren sind kaum noch sichtbar, die moderne wird geschickt in den Bügeln verborgen. In Designstudien wurde das Projekt bereits visualisiert. Hörgeräte mit Sensoren können auch einen kleinen tragbaren Bügel bekommen, der die Sensortechnik enthält. Für die Forscher ist es zudem denkbar, die Hörgeräte, die jetzt schon zur Verfügung stehen, mit einem Sensor auszustatten, der mit EEG arbeitet. Die gehört den minimalisierten Geräten, die besser als die bereits bestehenden Hörgeräte funktionieren und kaum noch sichtbar sind. Es gibt die ersten Tests mit normal hörenden Probanden und hier hat sich gezeigt, wie gut die Hörunterstützung ist, die auf EEG-Technik basiert. Studien mit schlecht hörenden Probanden sind für die nahe Zukunft geplant.

Fazit

Wird eine EEG-Messung im Ohr getragen, dann ist sie ebenso für andere Anwendungen geeignet. So kann sie beispielsweise in die Höranstrengung der Mitarbeiter erfassen und auswerten. In vielen Firmen ist es zu laut und dieser Lärm stresst die Menschen auf Dauer. Mit einer EEG-Messung direkt im Ohr wird schnell klar, ob es zu laut ist oder nicht. Eine andere Option, die die EEG-Technik ermöglicht, ist die genauere Überwachung bei vielen neurologischen Erkrankungen, wie beispielsweise der Epilepsie. Dies hilft nicht nur den Patienten, sondern auch den behandelnden Ärzten.

Bild: © Depositphotos.com / edwardolive

Ulrike Dietz