Saturn und Media Markt – sie sind die ungekrönten Könige in der Elektrobranche, aber jetzt sieht es so aus, als ginge es rasant bergab. Beide Konzerne sind in einer tiefen Krise, die Kunden wenden sich ab und der Vorstand musste sich verabschieden. Es scheint, als gäbe es eine Zeitenwende. So sieht es zumindest der Betreiber Ceconomy, dessen Aktien an der Börse stark unter Druck sind.
Die Generation der Schnäppchenjäger
Es gibt Werbebotschaften, die haben sich ins Gedächtnis der Verbraucher eingebrannt. „Geiz ist geil“ heißt eine solche Werbebotschaft, „Ich bin doch nicht blöd“ ist eine andere. Diese Slogans sind bis heute eine Art Synonym für die Generation der Schnäppchenjäger, die möglichst billig einkaufen möchten. Sowohl der Media Markt als auch Saturn haben sich über Jahre auf die preisbewusste Konsumgesellschaft eingestellt und dabei versäumt, sich um das Geschäft im Internet zu kümmern. Wie es aussieht, rächt sich dieses sorglose Verhalten, jetzt sind andere an der Reihe, die es verstehen, sich im weltweiten Netz zu präsentieren.
Die Konkurrenz schläft nicht
Der Verbraucher von heute sucht im Internet, wenn er ein Schnäppchen machen möchte, der stationäre Handel ist hier der falsche Ansprechpartner. Die Ceconomy AG, der Betreiber der beiden Elektromärkte hat die Zeichen der Zeit nicht erkannt, das Onlinegeschäft zu lange vernachlässigt und dann auch noch mit dem Zukauf von Redcoon keine sichere Hand bewiesen. Die Konkurrenz ist einfach zu groß, vor allem Amazon macht den Elektroriesen schwer zu schaffen. Über Jahre hinweg sahen sich der Media Markt ebenso wie Saturn als die Platzhirsche unter den regionalen Wettbewerbern. Zu den Spezialitäten der beiden Branchenriesen gehörte es auch, andere regionale Konkurrenten mit Abmahnungen und Klagen zu überschwemmen. Dabei ging es meist um Lappalien, der eigentliche Grund bestand darin, so viel wie möglich an Druck aufzubauen. Jetzt aber ist Ceconomy derjenige, der unter Druck steht und sich etwas einfallen lassen muss.
Die Einnahmen sinken drastisch
Die vorläufigen Zahlen verheißen nichts Gutes. So liegt das Vorsteuerergebnis für das abgelaufene Geschäftsjahr 2017/2018 bei nur noch 630 Millionen Euro. Im Vorjahr sah es mit 714 Millionen Euro deutlich besser aus. Dazu kam eine Gewinnwarnung, die für neuen Zündstoff sorgte. Jetzt ist es für das Management noch schwerer geworden, das verlorenen gegangene Vertrauen der Verbraucher zurückzugewinnen. Es muss Veränderungen geben, ohne diese Veränderungen sieht die Zukunft für die beiden großen Elektromärkte nicht rosig aus. Ein erster Schritt besteht darin, den langjährigen Chef des Vorstands zu entlassen. Das gleiche Schicksal ereilte auch den Finanzvorstand, der die Geschäfte aber noch kommissarisch weiterführt, bis ein Nachfolger da ist.
Unternehmen wie Freenet, die erst in diesem Sommer mit 277 Millionen bei Ceconomy eingestiegen sind, sind von den aktuellen Ergebnissen maßlos enttäuscht. Auch die Aktionäre sind sauer, da die Aktie mit 4,83 Euro im Moment nur noch ein Drittel so viel wert ist, wie noch zu Beginn des Jahres. Die Dachgesellschaft der beiden Elektrohändler Saturn und Media Markt ist aus einer Spaltung des Metro-Konzerns im Juli des vergangenen Jahres hervorgegangen. Von dieser Trennung haben sich alle Beteiligten eigentlich mehr Wachstum und einen besseren Börsenwert erhofft. Dieser Wunsch ist bis jetzt aber nicht in Erfüllung gegangen.
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