Die Bestellung von Medikamenten per App ist zwar praktisch und geht schnell, in vielen Fällen jedoch alles andere als datenschutzfreundlich. Wie sich jetzt herausgestellt hat, leiten gleich mehrere Apps, die zur Bestellung von Medikamenten genutzt werden, sensible Daten der Nutzer an Werbenetzwerke weiter. Fünf dieser Apps fielen bei einem Test des Portals mobilsicher.de besonders auf.
Apps der Apotheken geben Daten weiter
Nach dem Test durch mobilsicher.de stand fest, dass drei von fünf Apps der Apotheken alle Daten weitergegeben haben. So wurden neben dem Namen auch die Angaben zum Wohnort, die Kontaktdaten sowie eindeutige Daten zum Gerät selbst an Dritte übermittelt. Die Mitarbeiter von mobilsicher.de haben bei den fünf ausgewählten Apotheken für sich ein Nutzerkonto mit ihrem Namen, ihrer Adresse, der Telefonnummer oder der Mailadresse angemeldet. Danach wurden zwei verschiedene Medikamente ausgesucht, Rezepte hingegen wurden keine hochgeladen. Zwei Apotheken und ein Lieferdienst schnitten besonders schlecht ab. Sie gaben den vollständigen Namen, den Wohnort und die Mailadresse weiter.
Marketing-Dienste und Werbung
Die Online-Apotheke, die am schlechtesten abgeschnitten hat, sammelt die Daten der Kunden und leitet sie dann an einen Marketingdienstleister in den USA weiter. Einige Suchanfragen hat zudem der Dienst „Algoria“ bekommen, der neben anderem eine Nutzeranalyse und einen Service für Suchmaschinen anbietet. Neun weitere Drittfirmen haben laut mobilsicher.deebenfalls sensible Daten aus der Apotheken-App bekommen. Eine Apotheke schickt die Daten der Nutzer an das Unternehmen „Omikron Data Quality“, was ebenfalls Nutzungsanalysen und die Verwaltung von Daten anbietet. Hier waren es noch sechs Drittfirmen, die Daten aus der App bekommen haben.
Der Lieferdienst „liefert“
Der einzige Lieferdienst, der am Test von mobilsicher.de teilgenommen hat, schnitt sehr schlecht ab. Alle Suchwörter aus der App, zusammen mit dem Straßennamen, der Hausnummer des Nutzers sowie der Postleitzahl werden an Google weitergegeben. Der Analysedienst Braze Inc. hat ebenfalls den vollständigen Namen, die Postleitzahl, die Mailadresse und die Telefonnummer bekommen. Das komplette Datenpaket ging dann noch an einen Dienst in den USA, der die Daten der Nutzer sammelt, verwaltet und analysiert.
Die Apps von nur zwei Apotheken schnitten zwar nicht perfekt, aber besser ab. Eine Apotheke gibt die Daten an drei Unternehmen weiter und Facebook bekommt die Werbe-ID. Nicht weitergegeben wurden dabei die Suchbegriffe, die die Tester eingegeben haben. Die zweite Apotheke gibt den Nutzern, wenn sie die App öffnen, die Möglichkeit, eine Nutzungsanalyse durch Facebook, Google oder Adjust komplett abzuwählen. Allerdings wurden auch hier die Werbe-ID übermittelt und der Kontakt zu drei Firmen aufgenommen. Nach Angaben des Anbieters sei dies aber keine absichtliche Handlung gewesen. Sehr kritisch sehen die Tester zudem die Datenschutzerklärungen der jeweiligen Anbieter. Diese sind sehr lang und verweisen immer wieder auf die Datenschutzerklärungen von Drittfirmen hin.
Fazit zu Apps der Apotheken
Den Testern von mobilsicher.de ist außerdem aufgefallen, dass drei Apps beim Kauf von Medikamenten zugleich eine Prüfung der Bonität vornehmen. Sie wollen also sicher sein, dass der Kunde das, was er bestellt hat, auch bezahlen kann. Die eigentliche Gefahr, so die Tester, besteht jedoch darin, dass Informationen darüber, für welche Medikamente sich ein Nutzer interessiert, Rückschlüsse auf seine Behandlungen bei einem Arzt sowie auf seine Erkrankungen zulassen. So etwas ist für keinen Verbraucher wünschenswert.
Die Apps übermitteln sensible Daten wie vollständigen Namen, Wohnort, Mailadresse und Geräteinformationen an externe Dienstleister.
Wie viele Apotheken-Apps haben im Test schlecht abgeschnitten?
Im Test von mobilsicher.de schnitten drei von fünf Apotheken-Apps schlecht ab und gaben alle gesammelten Daten weiter.
Was passiert mit den Daten, die an Dritte weitergegeben werden?
Die weitergegebenen Daten werden häufig für Marketing-Analysen und Nutzeranalysen verwendet, oft durch Unternehmen in den USA.
Können Nutzer entscheiden, ob ihre Daten weitergegeben werden?
Einige Apps bieten die Möglichkeit, die Nutzungsanalyse abzulehnen, jedoch werden oft trotzdem bestimmte Daten wie die Werbe-ID übermittelt.
Wie sieht es mit der Datenschutzerklärung der Apps aus?
Die Datenschutzerklärungen sind oft lang und unübersichtlich, verweisen häufig auf die Richtlinien von Drittfirmen.
Welche Apotheke hat im Test am schlechtesten abgeschnitten?
Die Online-Apotheke, die ihre Daten an einen Marketingdienstleister in den USA weitergibt, schnitt am schlechtesten ab.
Was ist die Gefahr der Datenweitergabe?
Die Weitergabe von Daten kann Rückschlüsse auf die gesundheitlichen Interessen der Nutzer zulassen, was für Verbraucher problematisch ist.
Wie viele Drittfirmen erhalten Daten von den Apps?
Laut dem Test erhielten bis zu neun Drittfirmen sensible Daten aus den Apotheken-Apps.
Führen die Apps auch Bonitätsprüfungen durch?
Ja, einige Apps führen beim Kauf von Medikamenten eine Bonitätsprüfung durch, um die Zahlungsfähigkeit der Kunden sicherzustellen.
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Ulrike Dietz ist verheiratet, Mutter von zwei Kindern und lebt im Hochsauerland. Die Journalistin und Buchautorin schreibt Artikel zu vielen verschiedenen Themen.
