Um nicht immer neue Mobilfunkmasten errichten zu müssen, wird jetzt darüber diskutiert, ob es möglich ist, Strommasten als Masten für den Mobilfunk zu nutzen. Die Idee ist gut, bei der Umsetzung könnte es jedoch Probleme geben. Große Stromkonzerne wie E.ON wollen das Geschäft forcieren und gründen bereits die entsprechenden Tochtergesellschaften. Trotzdem hat der Plan seine Tücken.
Große Erwartungen
Autonomes Autofahren, Smart Farming und Industrie 4.0 – ganz große Erwartungen ruhen auf der Digitalisierung. Wie gut so etwas gelingt, hängt aber vor allem vom Ausbau des 5G-Mobilstandards ab und wie schnell der Ausbau vorankommt. Fest steht, das Netz der Funkstationen muss in Zukunft deutlich enger geknüpft werden. Genau dabei geraten die Strommasten plötzlich in den Fokus. Strommasten gibt es reichlich und sie sind über das ganze Land verteilt. E.ON hat in Markkleeberg nahe Leipzig bereits eine Tochtergesellschaft ins Leben gerufen, um sich das Geschäft mit den Strommasten, die als Mobilfunkmasten fungieren sollen, nicht entgehen zu lassen.
Viele Vorteile
Antennen an Strommasten gibt es bereits, aber sie werden immer unterhalb der Leitungen angebracht. Damit eine größere Höhe erreicht werden kann, sollen die Antennen zukünftig auch in den Spitzen der Masten installiert werden. So sieht zumindest der Entwurf von E.ON aus. Zunächst sollte dies bei allen Strommasten an wichtigen Standorten der Fall sein, wie an Bahnstrecken, Autobahnen, Ortsrändern und Wasserstraßen. Die Vorteile sind einleuchtend, denn die Masten sind bereits da und eine Baugenehmigung muss auch nicht mehr beantragt werden. Zudem dauert es nur halb so lange, eine Funkstation an einem Mast zu errichten, als einen neuen Funkmast zu bauen. Ein besonders wichtiges Argument ist jedoch: Das Ganze würde nur die Hälfte kosten.
Die Masten stehen zur Verfügung
Nicht nur E.ON, auch andere Stromnetzbetreiber stellen ihre Strommasten für die Mobilfunkantennen zur Verfügung. So teilte ein Sprecher von Amprion mit, dass schon 80 der Masten mit den Antennen ausgestattet sind. Bei 50 Hertz werden die Masten ebenfalls von Freileitungen in dieser Form genutzt, besonders häufig in Hamburg. Masten stellt auch EnBW zur Verfügung, hier sieht man das Geschäft allerdings skeptisch. EnBW möchte sich mehr um den Aufbau eines Notfallnetzes für die Frequenz von 450 Megahertz kümmern. Damit soll es möglich sein, dass die Masten selbst bei einem großen Stromausfall noch drei Tage funktionieren.
Kein Zugriff
Grundsätzlich ist es möglich, Hochspannungsmasten für den Mobilfunk zu nutzen. Bislang ist dies aber nur bei 0,5 Prozent der Masten der Fall. Der größte Nachteil besteht in einem nur beschränkten Zugriff, beispielsweise, wenn es eine Störung gibt. Die Masten stehen schließlich unter Strom. Oftmals reicht auch die Statik nicht aus, zudem könnte die Zufahrt zur Stromversorgung ebenfalls zu einer Herausforderung werden. Ein weiterer Ausbau wird daher als eher gering eingeschätzt.
Fazit zu Strommasten für den Mobilfunk
Aktuell gehen in Nordrhein-Westfalen sowie in Bayern Pilotprojekte an den Start, bei denen es um Mobilfunkantennen in den Mastspitzen der Strommasten geht. Diese neuen Standorte sollen, wenn alles wie geplant klappt, schon Anfang des nächsten Jahres in Betrieb gehen. In Sachsen-Anhalt werden weitere Projekte dieser Art vorbereitet. Mittelfristig sind es gut 300 Mobilfunkstationen, die für die Pläne infrage kommen. Langfristig sollen es aber mehr als 1000 sein. Wann es so weit sein wird, ist allerdings noch offen.
Bild: © Depositphotos.com / mario.krammer.live.at