Autobahnen, die mit Solardächern abgedeckt sind? So etwas klingt zunächst einmal etwas seltsam, soll aber bald Realität werden. An der Autobahn A81 soll zunächst ein nur kleines Stück der Fahrbahn mit Solarmodulen überdacht werden. Noch dieses Jahr sollten die Arbeiten für ein deutsches Pilotprojekt beginnen, so die Autobahn GmbH. Der Sinn dieses Projekts ist, dass die Autobahnen dazu genutzt werden können, um mithilfe von Solaranlagen Strom zu erzeugen.
Ein Projekt, das Formen annimmt
Um zu testen, ob es tatsächlich gelingen kann, die Autobahnen als Stromerzeuger zu nutzen, wurde das Pilotprojekt ins Leben gerufen. Ein Stück der Autobahn mit Photovoltaik-Modulen zu überdachen, nimmt jetzt langsam Formen an. Noch in diesem Jahr sollen die Fundamente für das Bauwerk fertig werden. Im ersten und im zweiten Quartal 2023 beginnt dann der Stahlbau und die Montage der Photovoltaik-Anlage. Zunächst ist zu Demonstrationszwecken ein 10 x 17 Meter großes Dach aus Solarmodulen geplant. Dieses Dach ist 5,50 Meter über der Fahrbahn und steht auf einer Konstruktion aus Stahl. Das Solardach soll voraussichtlich parallel zur Autobahn A81 verlaufenden Durchgangsstraße, einer Schwerlastspur der Tank- und Rastanlage „Im Hegau“ Ost nahe Singen in Baden-Württemberg gebaut werden.
Ein Gemeinschaftsprojekt
Die Solaranlage über einem Teil der Autobahn ist ein gemeinschaftliches Projekt der Autobahn GmbH des Bundes sowie des Fraunhofer-Instituts. Die beiden Projektnehmer stimmen aktuell noch darüber ab, wie der so generierte Strom in das bereits bestehende Stromnetz eingespeist werden kann. Ein Jahr lang soll das Projekt wissenschaftlich und messtechnisch begleitet werden, so die Autobahn GmbH. Die Wissenschaftler erhoffen sich, damit wichtige Erkenntnisse über einen möglichen Dauerbetrieb eines solchen Bauwerks zu bekommen. Das Bundesverkehrsministerium hatte schon im Februar auf die Vorteile einer solchen Solaranlage für die Autobahn hingewiesen. So weist die Anlage zwar Kostenvorteile auf, an eine flächendeckende Anwendung von solchen Dächern ist mittelfristig jedoch nicht zu denken.
Die Schweiz plant ebenfalls
Im Nachbarland Schweiz lässt die Regierung jetzt prüfen, welche Abschnitte der Autobahn sich dazu eignen, mit Solarpanels überdacht zu werden. Rein theoretisch kommen alle Strecken infrage, die nicht durch einen Tunnel verlaufen. Insgesamt wären es 1300 von 1500 Kilometern. Geprüft wird in der Schweiz außerdem, ob die Solarmodule auch auf Galerien und an Lärmschutzwänden angebracht werden können. Allein das Potenzial der Lärmschutzwände würde sich bei 55 GWh Strom pro Jahr, auf 0,05 Prozent des Stromverbrauchs in der Schweiz belaufen. In der Schweiz können sich Unternehmen beim dortigen Bundesamt für Straßen, kurz „Astra“, bewerben, falls sie die Lärmschutzwände mit Solarmodulen bestücken wollen. Insgesamt gibt es 350 solcher Wände und 100 Rastplätze. „Astra“ selbst betreibt bereits Solardächer in der Nähe von Werkhöfen und Tunnels.
Fazit zu Solardächer für die Autobahn
In Deutschland werden die Lärmschutzwände für die Photovoltaik zunehmend interessant. Schon im März des vergangenen Jahres konnten die Ergebnisse eines Pilotprojekts an der A3 präsentiert werden. Für den damaligen Bundesverkehrsminister Andreas Scheuer (CSU) war die Kombination aus Klima- und Lärmschutz ein voller Erfolg. Seit dem zu Beginn 2021 novellierten Erneuerbaren-Energie-Gesetz, EEG, werden in Deutschland die Ausschreibungen für alle Solaranlagen nicht mehr in einem Topf geworfen. Anlagen für Lärmschutzwände und Gebäude beispielsweise, wurden von den Anlagen auf freien Flächen getrennt. Viele sehen in den überdachten Autobahnen aber auch Gefahren, da der Blick durch die ständig wechselnden Lichtverhältnisse abgelenkt wird.
Bild: © Depositphotos.com / gyuszko
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