Das neue Live-Ticket der Bahn – für schnellere Erstattungen der Kunden

Das neue Live-Ticket der Bahn - für schnellere Erstattungen der Kunden

Im vergangenen Jahr sind die Entschädigungszahlungen der Deutschen auf einem Rekordhoch gelandet. Nie zuvor hat die Bahn mehr für Verspätungen und ausgefallene Züge zahlen müssen. Die Summe müsste eigentlich noch viel höher sein, aber vielen Kunden ist es zu umständlich, nach einer Verspätung eine Erstattung zu bekommen. Das will die Bahn nun ändern, und zwar mit dem sogenannten „Live-Ticket“. Viel Vertrauen haben die Fahrgäste nicht, denn in der Vergangenheit hat die Bahn immer wieder bewiesen, dass auch Berichtigungen nichts ändern.

Den Kunden bei Laune halten

Wenn ein ICE noch vor einigen Jahren eine halbe Stunde Verspätung hatte, gingen die Bahnmitarbeiter durch den Zug und verteilten Gummibärchen oder Pralinen. Alle, die den Anschluss verpasst haben, wird diese kleine Geste wenig gefreut haben. Wohlwollend lässt sich heute sagen, dass die Bahn schon immer alles getan hat, um die Kunden bei Laune zu halten. Das ist offenbar auch dringend notwendig. Der Konzern hat zum wiederholten Male das Ziel, pünktlich zu sein, komplett verfehlt. Jeder vierte Fernzug kam zu spät, im Nahverkehr war es jeder 16. Zug. Unpünktlich heißt in , wenn ein Zug mehr als fünf Minuten später als im Fahrplan angegeben, in den Bahnhof einfährt. 2,7 Millionen Kunden musste die Bahn 2018 entschädigen. Das waren 900.000 mehr als noch 2017. Die Entschädigungssumme beläuft sich auf 53,6 Millionen Euro, 2017 waren es „nur“ 34,6 Millionen Euro.

Teuer und schlecht

Nach Ansicht der Deutschen Bahn können sich die Kunden noch glücklich schätzen, dass sie überhaupt eine Entschädigung bekommen. Reisende, die mit dem Flugzeug oder mit dem Fernbus unterwegs sind, bekommen bei Verspätungen überhaupt nichts. Die hohen Zahlen bei der Bahn zeigen aber, dass es aus zwei Gründen nicht optimal läuft. Zum einen hat die Bahn offenbar ein schlechtes und zum anderen ist die Bahn zu teuer. Die Bahn selbst verweist immer wieder gerne auf Einflüsse wie Gewitter, starken Regen, große Trockenheit, Blitzeinschläge oder Stürme, auf die sie keinen Einfluss hat. Im europäischen Vergleich liegt die Deutsche Bahn ganz weit hinten, wenn es um die Pünktlichkeit geht. Zumal auch andere Ländern mit dem Wetter zu kämpfen haben.

Neue Formulare

Falls es wieder einmal schneien, regnen oder stürmen sollte und die Bahn beim besten Willen nicht pünktlich kommen kann, gibt es ein neues Formular. Das neue „Live-Ticket“ macht das Erstattungsformular aus Papier überflüssig. Dieses erkennt von allein, ob der Kunde sein Fahrziel pünktlich erreicht hat oder nicht. Ist das nicht der Fall, gibt es die Anweisung für die dann fällige Entschädigung mit nur wenigen Klicks. Das sagt zumindest die Bahn. Mit dem „Live-Ticket“ kann der Kunde aber auch Tickets am buchen und während der Fahrt Informationen in Echtzeit bekommen.

Die komplizierte Form der Entschädigung soll der Vergangenheit angehören. Auch Verbraucherschützer sind der Meinung, dass die Bahn so nicht weitermachen kann. Die Kunden der Bahn können das nach wie vor bei Forderungen nicht erreichen. Noch immer geht alles über die Briefpost und das ist nicht mehr zeitgemäß. Nach Ansicht vorn Bahnkritikern ist das sogar antiquiert, aber von der Bahn gewollt. Auf diese Weise vergeht den Kunden nämlich die Lust, sich entschädigen zu lassen.

Bild: © Depositphotos.com / kantver

Ulrike Dietz