Big Brother Award – wenn Firmen Kunden überwachen

Big Brother Award – wenn Firmen Kunden überwachen

Nicht jeder, dem ein Preis verliehen wird, darf sich auch geehrt fühlen. Wer den Big Brother Award bekommt, muss sich fragen, was er falsch gemacht hat, um diesen Preis zu bekommen. In diesem Jahr durften Klarna und Lieferando diesen negativen Preis in Empfang nehmen. Ob sich die beiden darüber freuen, ist zu bezweifeln.

Kunden überwachen – so etwas geht gar nicht

Der Lieferdienst Lieferando überwacht seine Angestellten, der Zahlungsdienstleister Klarna aus Schweden ist ein Unternehmen, was seine Kunden überwacht. Die Datenschutzorganisation „Digitalcourage“ aus Bielefeld ist der Ansicht, dass die , die Lieferando benutzt, um seine Mitarbeiter zu überwachen, eine „unzulässige Totalkontrolle der Fahrer“ ist. Die umstrittene App hält im Detail und sogar auf die Sekunde genau das Verhalten der Mitarbeiter fest. Kunden überwachen – dies hat Klarna den Negativpreis eingebracht. Die Datenschützer kritisieren, dass Daten aus unterschiedlichen Bereichen, wie , Kontrolle der Bonität, Banking und sogar das persönliche der Finanzen bei Klarna gesammelt und bewertet werden.

Ohne Tracking kein Job

Die Preisträger weisen natürlich alle Vorwürfe zurück und betonen, dass sie sich stets an die gesetzlichen Vorgaben und Regeln halten. Bei Lieferando passt dies aber nicht so ganz, denn die sogenannte Scoober-App ist Pflicht für alle, die bei Lieferando arbeiten wollen. Mithilfe der App melden sie sich zum Dienst an und werden anschließend auf ihren Touren praktisch auf Schritt und Tritt via GPS-Standort überwacht. Anhand der dabei erfassten Daten bekommt der Arbeitgeber ein umfassendes Bild vom jeweils individuellen Verhalten der Angestellten bei der Arbeit. Die App enthält zudem eine Vielzahl von Trackern mit den personenbezogenen Daten der Angestellten. Dazu gehören „Optimizely“ sowie „ Analytics“. Nach Ansicht von Datenschutzbeauftragten ist das Ganze rechtswidrig.

Das BKA bekommt auch einen Preis

Behörden sind nicht automatisch vor Negativpreisen wie dem Big Brother Award geschützt. Diese Erfahrung musste jetzt auch stellvertretend die deutsche Polizei machen. Gemeint ist hier insbesondere das BKA, also das Bundeskriminalamt, was personenbezogene Daten speichert und nutzt, und zwar entgegen den Vorgaben des Europarechts. Dazu kommt, dass die Daten entweder überhaupt nicht oder wenn, nur unzureichend gekennzeichnet sind, was ebenfalls gegen das europäische Recht verstößt. So ist in der Datenbank von Interpol nicht zu erkennen, ob es sich bei einer Person um einen Zeugen, einen Täter oder vielleicht um ein Opfer handelt.

Eine schnelle Datenerfassung

Die Daten dieser Personen lassen sich zudem bei jeder Verkehrskontrolle abrufen, und zwar vom Rechner im Polizeiwagen. Schon vor sechs Jahren hat das Bundesverfassungsgericht eine entsprechende Kennzeichnung gefordert, passiert ist bisher jedoch nichts. In sollen in die Daten sogar mit einem verfahrensübergreifenden Recherche- und Analysesystem ausgewertet werden. Daten, die schon erfasst wurden, werden einfach mit den neuen Daten verbunden.

Fazit zu Kunden überwachen

Der Big Brother Award wird jedes Jahr in verschiedenen Kategorien verliehen. Im Bereich durfte sich die Bundesdruckerei über den Preis freuen. Der Chaos Computer Club wirft der Druckerei die völlig unsinnige Verwendung und der „Blockchain-Technik bei der Authentifizierung von Schulzeugnissen“ vor. Ein weiterer Preisträger ist die DPC, die Datenschutzbehörde Irlands. Digitalcourage wirft der Behörde vor, immer noch das Datenschutzrecht in Europa zu sabotieren und Irland auf diese Weise zu einem Paradies für Firmen wie Google, Facebook und zu machen.

Bild: © Depositphotos.com / Gorodenkoff

Ulrike Dietz