Wie Japan aus Schnee Strom erzeugen will

Wie Japan aus Schnee Strom erzeugen will

Die japanische Stadt Aomori liegt an der nördlichen Spitze der Insel Honshu und ist als Stadt des blau-grünen Waldes bekannt. Aber noch etwas anderes hat die Hafenstadt mit ihren knapp 270.000 Einwohnern bekannt gemacht: Jahr für Jahr versinkt Aomori in Unmengen von Schnee. Bislang wurde der Schnee von den Einwohnern als lästiges Übel wahrgenommen und tonnenweise ins Meer gekippt. Jetzt aber soll der Schnee erzeugen.

Zu viel Schnee

Seit einigen Jahren arbeiten Forschung und Industrie in Japan eng zusammen, um ein Verfahren zu finden, wie aus Schnee Strom erzeugt werden kann. Damit soll, so die japanische Nachrichtenagentur Kyoto, in schneereichen Regionen wie Aomori eine erneuerbare Energiequelle gefunden werden. Der Schnee blieb lange ungenutzt, jetzt soll der Schnee mögliche Engpässe bei der Stromerzeugung überbrücken. Angefangen hat alles mit dem Außenschwimmbecken einer stillgelegten Schule, in dem der Schnee gesammelt wurde. Mitte Dezember 2022 wurde das Schwimmbecken dann mit Isoliermaterial versehen, um zu gewährleisten, dass die Schneemassen gleichbleibend kalt gehalten werden.

Wie aus Schnee Strom wird

Um aus Schnee Strom erzeugen zu können, soll der Temperaturunterschied zwischen dem im Schwimmbad gelagerten Schnee und der Luft in der Umgebung genutzt werden. Das japanische Start-up- Forte arbeitet zu diesem Zweck eng mit der Abteilung für Elektrokommunikation der Universität von Tokio zusammen. In den Schnee werden sogenannte Wärmeübertragungsrohre gesteckt, die als Quelle der kalten Luft dienen. Anschließend wird die Außenluft dann von der Sonne erwärmt und die abgekühlte Flüssigkeit des Schnees kann verdampfen. Dabei entsteht ein Temperaturunterschied, der genutzt werden soll.

Eine Turbine antreiben

Durch den Temperaturunterschied entsteht eine Konvektionsströmung in einem Kühlmittel, das in einer Turbine erzeugt wird. Die Strömung setzt die Turbine dann in Bewegung und Strom wird erzeugt. So lässt sich recht einfach Strom erzeugen, zumindest ist das der Plan. Das komplette wurde an der Universität entwickelt. Die Forscher gehen davon aus, dass das Verfahren genauso effektiv Strom erzeugen kann wie eine Solaranlage. Damit die Ausbeute an so groß wie möglich ist, gibt es jetzt die Idee, die Wärme aus heißen Quellen zu nutzen. Je größer der Temperaturunterschied ist, umso höher fällt auch die Effizienz bei der Erzeugung des Stroms aus.

Eine teure Schneeräumung

Bis jetzt wurden die enormen Schneemassen aus Aomori mit Lastwagen und Schneepflügen gesammelt und anschließend ins Meer befördert. Die Kosten für diese Schneeräumung sind mit 9,5 Milliarden Yen, was 42 Millionen Euro entspricht, enorm hoch. Daher wollen sich die Forscher beeilen, denn das Projekt, aus Schnee Strom zu erzeugen, soll noch bis März 2023 laufen. Bis zu diesem Datum soll es gelingen, Schnee in Strom zu verwandeln.

Fazit

Aktuell wird nach einer geeigneten für die Lagerung des Schnees gesucht. Das Schwimmbecken reicht nicht mehr aus und dient nur als Zwischenlösung, bis ein ausreichend großer Platz gefunden wurde. Diese erneuerbare Energiequelle in einer so schneereichen Region ist einzigartig auf der Welt. Japanische Forscher sind sich sicher, dass damit eine neue Industrie geschaffen werden kann. Dies sagte zumindest Jun Kasai, der Leiter des Start-ups Forte. Außerdem sollen während der Erprobungsphase eigenständige Schneekraftwerke sowohl für Unternehmen als auch für private Haushalte entwickelt werden, zitiert die Tageszeitung Nikkei Asia den Leiter von Forte.

Bild: © Depositphotos.com / dodotone

Ulrike Dietz